Gedenken


Nicht nur auf dem jüdischen Friedhof befinden sich Erinnerungsorte. Weitere sind über die Stadtfläche Oldenburgs verteilt.

Seit November 2021 werden in Oldenburg auch sog. Erinnerungszeichen installiert.
Siehe dazu die Pressemitteilung der Stadt Oldenburg und der Oldenburger Bürgerstiftung.

Erinnerungszeichen für Familien Cohen und Gerson,
Bremer Straße 32, 26135 Oldenburg.

Infos zu den geplanten und bereits umgesetzten Erinnerungszeichen auf den Seiten der Oldenburger Bürgerstiftung.


In der Peterstraße befinden sich gleich drei Denkmäler:
Das erste Denkmal aus dem Jahr 1967 und trägt die Inschrift in deutschen und hebräischen Schriftzeichen: „HABEN WIR NICHT ALLE EINEN VATER / HAT UNS NICHT EIN GOTT GESCHAFFEN / WARUM DENN VERACHTEN WIR EINANDER“ / [Hebräischer Text] / HIER STAND BIS 1938 DAS GOTTESHAUS DER JÜDISCHEN GEMEINDE“. Gestaltet wurde es von Franz Joseph Kampmann. Es wurde am 24. September 1967 eingeweiht.
Presse: Nordwest-Zeitung, 25. September 1967
Literatur: Enno Meyer (Hrsg.): Die Synagogen des Oldenburger Landes, Oldenburg 1988, Seite 155 ff.
Carsten Dietzel, Anke Herbers, Sarah Willkommen: Der Gedenkort Peterstraße. In: Politische Bildung an historischen Orten : Materialien zur Didaktik des Erinnerns, Baltmannsweiler 2006, Seite 166


Davor steht das im Jahr 1990 eingeweihte Denkmal aus rund 250 Basaltsäulen und im Boden eingelassen Steinen. Die „stürzenden“ Säulen sind in Richtung der ehemaligen Synagoge geneigt und symbolisieren die Ohnmacht der Opfer des Nationalsozialismus. Das Denkmal wurde von Udo Reimann konzipiert und geschaffen. Inschrift auf zwei davor liegenden Platten: „ZUM GEDENKEN AN ALLE OPFER / WÄHREND DER ZEIT / DES NATIONALSOZIALISMUS / IN OLDENBURG 1933 BIS 1945 / IHR OPFER VERPFLICHTET UNS, / FÜR FREIHEIT, FRIEDEN / UND GERECHTIGKEIT / EINZUTRETEN“. Zweite Platte: „KOMMT IHR ALLE, / DIE VORÜBERGEHT, / SCHAUET UND SEHT / OB EIN SCHMERZ / SEI WIEDER SCHMERZ, / DER MIR ANGETAN WORDEN / Klagelieder Jeremias Kap. 1,12“. Einweihung im November 1990.
Presse: Nordwest-Zeitung, 10. November 1990


Das dritte und neueste Denkmal liegt auf der gegenüberliegenden Seite zwischen Peter-Friedrich-Ludwigs-Hospital und Kinder-Stadtbibliothek. Es verzeichnet die Namen, Daten und Wohnorte von 175 jüdischen Mitbürgern. Nach der Einweihung im November 2013 kam schnell Kritik über fehlende und falsche Personendaten auf der Wand auf. Die Tafeln wurden korrigiert und erweitert und im Juni 2015 fertiggestellt. Inschrift: Wir erinnern an die / Bürgerinnen und Bürger / der Stadt Oldenburg, / die während der / nationalsozialistischen / Judenverfolgung ermordet / wurden. / Wir gedenken Ihrer in tiefer / Trauer und Scham. / 2013. / Der Rat der Stadt Oldenburg / Arbeitskreis Erinnerung gestalten“. Gestaltet von Architekt Hans-Dieter Schaal.
Presse: Nordwest-Zeitung, 11. November 2013 (Einweihung), 4. Juni 2015 (Nachbesserung)


Am Gebäude der ehemaligen Infanterie- und Polizeikaserne, heute Landesbibliothek, Pferdemarkt Nr. 15, befindet sich eine weitere Inschriftentafel mit folgender Inschrift: „[Hebräischer Text] / HABEN WIR NICHT ALLE EINEN VATER? HAT / UNS NICHT EIN GOTTE GESCHAFFEN? WARUM / HANDELN WIR TREULOS UNTEREINANDER INDEM / WIR DEN BUND UNSERER VÄTER ENTWEIHEN? / IN DIESEM HOF WURDEN AM / 10. NOVEMBER 1938 DIE OLDEN- / BURGER JUDEN ZUSAMMENGE- / TRIEBEN VOR IHREM ABTRANSPORT / IN DAS KONZENTRATIONSLAGER / SACHSENHAUSEN / WACHEN WIR DARÜBER, DASS / SOLCHES NIE MEHR GESCHIEHT.“ Einweihungsdatum unbekannt.

Vom Hof dieser ehemaligen Polizeikaserne startet seit 1981 alljährlich im November der Erinnerungsgang, der den Weg der jüdischen Männer nachzeichnet, die im Jahr 1938 von Polizei und SS in das Gerichtsgefängnis führte. Jedes Jahr wird dieser Erinnerungsgang von einer anderen Schule mit verschiedenen Schwerpunkten erarbeitet.


Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (Gerichtsstraße) steht ein im Jahr 1988 eingeweihter Granitstein mit folgenden aufgesetzten Metallbuchstaben: „ERINNERUNG / IST DIE / GRUNDLAGE / DER VERSÖHNUNG“. Auf der kleinen Zusatztafel daneben steht: „Im Gedenken / an die jüdischen Mitbürger, die / am 10. November 1938 / im Anschluß an das Pogrom Reichskristallnacht / über das hiesige Gefängnis in das / Konzentrationslager Sachsenhausen-Oranienburg / verbracht wurden.“
Presse: Nordwest-Zeitung, 11. November 1988


Im Jahr 1952 wurde zum Abschluss von Renovierungsarbeiten in der jüdischen Trauerhalle (Dedestraße) die heute noch vorhandene hölzerne Erinnerungstafel zum Gedenken an die Märthyrer des Landes Oldenburg angebracht. „[Hebräischer Text] / Klagel. 2, 13 / Gross wie das Meer ist deine Wunde, / wer wird dich heilen? / Den Märtyrern des Landes Oldenburg / 1933 – 1945“.
Presse: Nordwest-Zeitung, 18. August 1952


Im Portal der neuen Synagoge (Leo-Trepp-Straße) befindet sich ein Schmuckstein. Dieser war bereits in der ehemaligen Synagoge (1854-1905) und der Nachfolgesynagoge in der Peterstraße (1905-1938) vorhanden. Er wurde nach dem Krieg unzerstört aufgefunden und gelangte über den städt. Bauhof in das Stadtmuseum. Von dort aus wurde er in das Portal an die heutige Stelle eingebracht. Er trägt in hebräischen Lettern die Inschrift: „[Hebräischer Text] Bet Elohim“ (Haus Gottes).
Literatur: Ekkehard Seeber (Hrsg.): Die neue Synagoge und das Jüdische Kulturzentrum, Wilhelmstrasse 17 in Oldenburg (Oldb). Dokumentation der feierlichen Übergabe durch die Stadt Oldenburg am 5. März 1995 an die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg, Oldenburg Isensee, 1996

Im heutigen Synagogengarten befindet sich ein weiterer Schmuckstein, der ebenfalls aus dem Portal der Synagoge von 1854/55 stammt. Inschrift: „[Hebräischer Text] / Gott geweiht / 1855“.


Dem persönlichen Gedenken dienen bisher drei Tafeln an Wohn- und Geschäftshäusern, in der Cäcilienschule und dem Alten Gymnasium, und eine Büste.

Am Haus Cloppenburger Straße 109 angebracht wurde im Jahr 2011 eine Gedenktafel vom Verein „Internationales Fluchtmuseum e.V.“ für die früheren Bewohner der Familie den Vries. Die Inschrift lautet: „In diesem Haus lebte von 1930 bis 1932 die aus / Leer stammende jüdische Familie de Vries. / Die Eltern, Frida und Isaak, wanderten 1937 mit / ihrem Sohn Ludwig nach Uruguay aus. / Ihr Sohn Viktor emigrierte bereits 1935 nach Palästina.“ Es folgt eine Quellen- und Sponsorenangabe.
Presse: Nordwest-Zeitung, 1. Juli 2011

Update: Die Tafel ist dort nicht mehr vorhanden! Ca. 2017/2018 entfernt. Über eine Neuinstallation wird verhandelt.
Presse: Nordwest-Zeitung, 10. September 2020


Am Gebäude Roggemannstraße 1 befindet sich seit dem Jahr 2017 ein Hinweis auf die Familie Reyersbach. „Ehemaliges Wohnhaus der Familie / Reyersbach / Paul Reyersbach 1877-1934 / Olga Reyersbach 1880-1961 / / Gertrud Reyersbach 1907-1999 / Kurt Reyersbach 1914-1975 / Bis zu ihrer Vertreibung in der Zeit des Nationalsozialismus / gehörte die jüdische Familie Reyersbach zu den / kommunalpolitisch besonders engagierten Bürgern der / Stadt. Am Damm 4 betrieb sie einen Großhandel / Die Tochta Gertrud wurde eine anerkannte Forscherin . / Als Kinderärztin in den USA war sie für ihre herausragende / Menschlichkeit bekannt. Ihre Heimatstadt blieb sie trotz / des erlittenen Unrechts ein Leben lang verbunden.“
Presse: Nordwest-Zeitung, 31. Oktober 2015, 25. August 2017


Ganz in der Nähe, Gartenstraße 34, befindet sich seit 2012 eine Gedenktafel an Alex Goldschmidt. Die Tafel trägt folgenden Text: „DIES WAR VON 1919 BIS 1932 DAS / PRIVATHAUS DES ANGESEHENEN BÜRGERS / ALEX GOLDSCHMIDT. / MIT DEM DURCH NATIONALSOZIALISTEN / GENÖTIGEN VERKAUF DES HAUSES BEGANN / DER LEIDENSWEG DER JÜDISCHEN FAMILIE. / ALEX GOLDSCHMIDT UND SEIN SOHN HELMUT / WURDEN IM KONZENTRATIONSLAGER IN / AUSCHWITZ, SEINE EHEFRAU TONI UND SEINE / TOCHTER EVA IM GHETTO VON RIGA IM JAHR / 1942 ERMORDET. / „REMENBRANCE HAS A REAR AN FRONT `, / TIS SOMETHING LIKE A HOUSE.“ / EMILY DICKINSON“ Einweihung am 27. September 2012.
Presse: Nordwest-Zeitung, 2. Oktober 2012


In der Aula der Cäcilienschule, Haarenufer 11, befindet sich seit 27. Januar 2015 eine Skulptur zum Gedenken an die ehemaligen Schüler Marianne Ballin, Inge Cohn, Eva Goldschmidt, Käthe Gröschler, Susanna de Haas, Ilse de Levie, Ingeborg Liepmann, Anneliese Löwenstein, Lotte Reyersbach und Marianne Schiff. Das Kunstwerk entstand in mehrjähriger Arbeit mit Unterstützung der Lehrerin Ina Maria Goldbach und den Schülerinnen der AG „Schulgeschichte“ zusammen mit der Künstlerin Patricia Borges de Medeiros, eine soziale Plastik entwickelt, die mit Hilfe des Vereins der Freunde der Cäcilienschule als Kunstwerk für die Aula umgesetzt werden konnte.
Presse: Nordwest-Zeitung, 15. und 31. Januar 2015


Vor der Aula des Alten Gymnasiums Oldenburg, Theaterwall 11, befindet sich eine Gedenkwand für die früheren Schüler. Inschrift: „Paul Gerson / Helmut Goldschmidt / Ludwig Landsberg / Julius Meyberg / Franz Reyersbach / Max Wallheimer / Die ermordeten jüdischen Schüler dieses Gymnasiums“. Der Entwurf stammt von Kunsterzieher Heinz Gode. Einweihung November 2001
Presse: Nordwest-Zeitung, 16. September 2000, 7. und 11. November 2001


Dem ehemaligen Landesrabbiner Dr. Leo Trepp wurde im Jahr 2017 eine Bronzebüste gewidmet. Sie wurde anlässlich des 25jährigen Jubiläums der jüdischen Gemeinde Oldenburgs vor ihrer Synagoge in der Leo-Trepp-Straße) enthüllt. Künstlerin Renate Deters-Ackermann.
Presse: Nordwest-Zeitung, 14. August 2017


Stolpersteine:
Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg hat sich gegen die Verlegung von Stoplersteinen (Gunter Demnig: www.stolpersteine.eu) für ehemalige jüdische Bewohner der Stadt  Oldenburg ausgesprochen und die Stadt Oldenburg berücksichtigt diese Bitte. Siehe dazu dieses Interview mit der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in der Jüdischen Allgemeinen vom 27. Juni 2016.

Jedoch wurden – von privater Hand – zwei Stolpersteine in Oldenburg verlegt: vor der Beethovenstraße 17. Erinnert wird damit an Franz & Grete Reyersbach.

Ein weiterer Stolperstein befindet sich in Oldenburg, Neusüdender Weg 50, für Johann Gerdes, einen KPD-Mann.
Presse: Nordwest-Zeitung, 23. Februar 2017.

Im Februar 2024 kam ein weiterer Stolperstein, für Anna Gesine Wiechmanns, einem Opfer der Eutanasie in Wehnen dazu (Burgstraße 10).
Presse:  Nordwest-Zeitung, 9. Februar 2024.


Mehrere Straßen sind nach jüdischen Mitbürgern in der Stadt Oldenburg benannt. So zum Beispiel die Philipp-de-Haas-Straße, Ernst-Löwenstein-Straße, Franz-Reyersbach-Straße, Leon-Bukofzer-Straße oder die bereits erwähnte Leo-Trepp-Straße. Ebenso erwähnt werden müssen hier die sogenannten Lazarus-Wiesen am Westfalendamm.


Am 17. November wurde das „Günther-Goldschmidt-Foyer“ im Parkettgeschoss des Staatstheaters Oldenburg im Gedenken an den jüdischen Flötisten Günther Goldschmidt unter Beisein seines Sohnes Martin Goldsmith in einem feierlichen Akt eingeweiht.